Webb, Catherine by Lucifer-Chronik 02 - Satan

Webb, Catherine by Lucifer-Chronik 02 - Satan

Autor:Lucifer-Chronik 02 - Satan [Satan, Lucifer-Chronik 02 -]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-30T14:52:41+00:00


Er hatte erwartet, dass sie bei Nacht kommen würden, aber in der Hölle war das schwierig. Stattdessen kamen sie mit dem Sturm.

Der Mahlstrom-Ozean, der sich zwischen dem Teil der Hölle, der kaum je die Nacht sah, und jenem Teil erstreckte, der in Dunkelheit versank, hatte aufgrund der Wärmeunterschiede Konvektionsströmungen, bei denen irdischen Geografen vor Ehrfurcht die Tränen gekommen wären. Als Folge davon konnte er Stürme von gigantischen Ausmaßen erzeugen.

Als Sam den ersten Donner hörte, dachte er: Das ist es. Seth hat Uranos befreit, und wir alle werden sterben. Als der Tod nicht kam, rollte er sich auf dem Bett herum und blickte hinaus auf die Wüste, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ein Schatten darüber schob. Er wiederholte den Gedanken, doch diesmal fluchte er dabei. Und als die Wolken hereinrollten wie in einer BBC-Naturdokumentation im Zeitraffer, lag er praktisch auf den Knien und bat einen Gott, dessen Existenz er stets geleugnet hatte, um Vergebung und flehte darum, von seinen Sünden erlöst zu werden. Bitte, Herr, der Teufel hat mich verführt. Er ist an allem schuld.

Doch das Ende der Welt kam nicht, noch nicht - auch wenn der Temperaturabfall, der heulende Wind und der Blitz, der auf die Wüste hinabzuckte, als hasste er jedes Sandkorn und jede Kreatur, die gewagt hatte zu glauben, sie könnte unter solchen Bedingungen überleben, an Dramatik nichts zu wünschen übrig ließen.

Dann, als die schwarzen Wolken sich über jeden Quadrat-

Zentimeter des Himmels ausgebreitet hatten und die Winde nach Blut schrien, als der Mann hinter den Kulissen unter dem tosenden Beifall der Bühnenarbeiter mit vollem Einsatz seine Donnerbleche schüttelte und der Blitzingenieur in seiner kleinen Box im Bühnenhimmel die Anweisung erhalten hatte, es richtig krachen zu lassen - dann endlich kam der Regen. Sam schob sich an der Wand entlang zum Höhleneingang und wollte seinen Augen nicht trauen. Der Regen traf den Schirm mit solcher Kraft, dass bald die gesamte Halbkugel aus Magie um die Öffnung von grünem Feuer erleuchtet war, das Funken sprühte und zischte, wenn die Tropfen darauf trafen. Der Wind fetzte um den Schild wie Nägel über Sandpapier, der Regen schoss Nadeln hernieder, und über der Wüste tanzte weiter der Blitz, ein entfesselter Chor, der versuchte, das Ensemble von der Bühne zu drängen. Der Donner mühte sich wacker mitzuhalten, aber gegen die Dunkelheit, den Wind, den Regen und den Blitz hatte er keine Chance.

Sam hörte jemanden lachen. Er war es selbst. Er versuchte, dem Gelächter Einhalt zu gebieten - aber dann lachte er erneut, wieder und wieder. Wenn das Ende des Universums gekommen war, dann konnte er genauso gut mit einem Lachen sterben.

Die Tür wurde geöffnet, doch er merkte es kaum. Er stand mit den Händen in den Taschen da und sah dem Sturm zu und fühlte, sich dabei besser, was das Universum betraf, als er sich seit einer langen Zeit gefühlt hatte. Es war belebend, all diese Energie zu sehen und zu wissen, dass ihn das alles nicht betraf.

»Sam«, sagte Jehova hinter ihm, »sei jetzt bitte nicht gekränkt. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme.«

»Brüderchen, da müsste schon einiges passieren, um mich jetzt zu kränken.



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